Südafrika Reise
Wir waren in ZA mit der Familie und es war schön. Ich konnte ihnen zeigen, wo ich 10 Jahre lang gelebt habe.
Wir waren in ZA mit der Familie und es war schön. Ich konnte ihnen zeigen, wo ich 10 Jahre lang gelebt habe.
Schon beim Anflug auf Kapstadt spürte ich dieses seltsame Kribbeln im Bauch. Als ob die Zeit, die ich hier verbracht hatte, nie wirklich vergangen wäre. Die Tafelberg-Silhouette zeichnete sich wie ein altes, vertrautes Gemälde gegen den orangefarbenen Abendhimmel ab, und ich musste lächeln. Die Kinder klebten mit großen Augen am Flugzeugfenster, während meine Frau mir die Hand drückte. “Jetzt zeig uns dein Afrika”, hatte sie gesagt. Und das hatte ich vor.
Unser erster Halt war Hout Bay – mein altes Viertel. Ich konnte es kaum erwarten, ihnen die schmalen Straßen zu zeigen, die salzige Luft zu riechen, den Blick auf den Chapman’s Peak Drive zu genießen. Die Bäume schienen kleiner als in meiner Erinnerung, oder vielleicht war ich nur gewachsen – nicht nur körperlich, sondern auch innerlich. Das kleine Café an der Ecke, in dem ich früher jeden Samstag meinen Flat White geholt hatte, war immer noch da. Der Besitzer war alt geworden, aber als ich eintrat, blinzelte er mich an und sagte: „You’ve been gone a long time, hey?“ Ich nickte nur, ein bisschen sprachlos.
Am zweiten Tag fuhren wir hinaus in die Winelands, nach Stellenbosch. Die Kinder tobten zwischen den Weinreben, während ich meiner Familie von langen Sommerabenden auf der Veranda erzählte, von Grillfesten mit Freunden, bei denen jemand immer eine Gitarre dabei hatte. Es war, als würde ich zwei Welten miteinander verweben – mein altes Leben und das neue, das ich mit meiner Familie aufgebaut hatte.
Besonders emotional wurde es in Khayelitsha, wo ich damals als junger Lehrer in einem Bildungsprojekt gearbeitet hatte. Vieles hatte sich verändert – neue Gebäude, bessere Straßen – aber auch vieles war gleich geblieben. Als wir durch die Township liefen, rief plötzlich jemand meinen Namen. Es war Nomsa, eines meiner früheren Schülerinnen. Sie war inzwischen Mutter, hatte eine kleine Schneiderei eröffnet. Wir umarmten uns lange. Für einen Moment schien die Zeit stillzustehen. „Du hast uns Hoffnung gebracht“, sagte sie leise. Ich konnte kaum antworten.
Die Reise war mehr als nur Urlaub. Es war ein Zurückkehren, ein Erinnern – aber auch ein Weitergeben. Meine Familie sah mich plötzlich mit anderen Augen. Nicht nur als Vater oder Ehemann, sondern als jemand, der eine andere Welt gekannt, geprägt und geliebt hatte.
Als wir am letzten Abend in Camps Bay saßen, die Sonne langsam im Meer versank und der Wind durch die Palmen rauschte, sagte meine Tochter plötzlich: „Papa, ich will später auch mal irgendwo leben, wo ich etwas bewegen kann.“ Ich schluckte. Vielleicht hatte ich mehr weitergegeben, als ich dachte.